Indienreise

Und es zog mich wieder nach Asien, dieses Mal in ein großes Mysterium. Indien ist vieles und für jeden wohl etwas ganz anderes. Unterwegs traft ich ein paar spirituell Suchende, mich trieb einfach nur die Neugierde. Nach 3 Monaten konnte ich dennoch bemerken, das mich die Zeit in dem Land persönlich wachsen ließ. Nicht das ich Erleuchtung gefunden hätte, aber ich bin in Indien geduldiger und toleranter geworden. Für mich war Indien vor allem bunt, laut, intensiv und unglaublich nah.

Sehr NAH! Einfach weil ich mit sehr kleinem Budget unterwegs war und dementsprechend viele Nächte in überfüllten Zügen in der zweiten und dritten Klasse reiste. Wer einmal 8 Stunden in der Gepäckablage zu Hare-Krishna-Gesängen oder 37 Stunden auf einer 50 x 170 Pritsche samt Gepäck direkt unterm Dach des Wagons verbracht hat, lernt sich weniger zu Beschweren. In den großen Städten spürt man die Millionen von Einwohnern im dichten Gewusel oder wenn man in der Bahn aus der Tür gerissen wird, obwohl man gar nicht aussteigen will. In meiner Zeit dort kam ich zu einer Geschichte die einfach bestens beschreibt warum ein bisschen Indien jedem gut tun kann, wenn man ein wenig unruhig ist.

Ein armer Mann fühlte sich völlig am Ende. Aufgrund seiner Armut musste er mit anderen Menschen in einem Raum leben, diese waren immer sehr laut und stritten viel. Vor dem Raum lebten ihre Tier, die auch immer zu lärmten. Nie kam er dazu einmal eine ruhige Minute zu haben um zu meditieren oder einfach seine Gedanken fliegen zu lassen. Da er nicht mehr weiter wusste erzählte er seinen Guru von der Situation und bat um Rat. Nachdem dieser sich alles angehört hatte sagte er ihm: „Wenn du wieder zu Hause bist, dann nehme einfach alle eure Tiere mit zu euch ins Zimmer.“ Der Mann war erst skeptisch, befolgte aber den Rat des gelehrten Mannes.

Nach einer Woche ging er zurück zum Guru und war fertiger den je. Die Augen waren blutunterlaufen vom Schlafmangel, die Kleider zerrissen und verdreckt. Weinend berichtete er seinem Großmeister von der Erfahrung, wie er durch die Hölle gegangen war. Der Guru erwiderte: „Das bekommen wir wieder hin. Gehe einfach nach Hause und lebe wie vorher ohne die Tiere im Raum! Danach erzähle mir was passiert.

Der Mann hielt sich an den Rat des Guru. Als er nach einige Zeit wieder bei ihm erschien, strahlte er vor Glück und erzählte: „ Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, noch nie in meinem Leben habe ich einen so starken Frieden empfunden. In unserem Zimmer sind nur meine Freunde und ich. Kein Lärm, kein Gestank, kein Dreck. Wir haben alle geschlafen wie die Babys. Ich bin einfach glücklich!“

Meine damaligen Reiseblog habe ich „zwischen den Extremen“ getauft und dies hat sich am Ende auch als sehr passend herausgestellt. Die Menschenmassen in den Städten, die extreme Armut, die vielen Mutationen und offensichtlich Kranken, bettelnde Kinder und allgegenwärtige Müllberge legten ein dunklen Schleier über mein Herz und meine Gedanken. Auf der anderen Seite bescherten mir weite Wüssten, beeindruckend detaillierte Bauwerke aus 1001 Nacht, atemberaubend hohe Berge und grenzenlose Gastfreundschaft ein unglaubliches Hochgefühl. Nichts war normal für mich, an jeder Ecke lauerte eine Überraschung, jeder Tag war emotionsgeladen.

Die Absoluten Highlights der Reise waren:

– Die Menschen die ich unterwegs treffen durfte

– Eintauchen in die Welt der Sikh in Amritsar

– Die Expeditionen im Himalaja

– Meine kurze Schauspielkarriere in Bollywood